Ist die Tierethik nicht schon entschieden? Sind die Alltagsfragen der Tierethik nicht schon geklärt? Im seriösen und akademischen Sinne gibt es doch überhaupt keine Zweifel daran, dass unsere Versklavung von Tieren nicht richtig ist, oder?
Es gibt zahlreiche Argumente, die man als Tierrechtler*in ständig hört, aber das sind doch nur unüberlegte Abwehrreaktionen. Einen wirklichen Einwand der die Entscheidung, ob man Tiere nun ausnutzen soll oder nicht, schwierig macht, gibt es doch gar nicht. Zumindest nicht in Bezug auf die alltäglichen Themen, wie dem Essen von Tieren oder dem Einsperren und Überzüchten für Nahrung.
Müsste nicht jede Bildungseinrichtung die Eindeutigkeit des Sachverhalts vermitteln?
Gerne könnte man beispielsweise im Philosophie Unterricht, oder in einem Philosophieseminar darüber diskutieren. Aber wenn das Ergebnis am Ende so aussieht, dass auf der „Pro-Tiere-Essen“-Seite der Tafel steht: „Der Löwe isst auch Fleisch“, „Pflanzen leiden auch.“ und „Kühe müssen gemolken werden.“ – während auf der anderen Seite Dinge wie: „Leid“, „Umwelt“ und „Unnötig“ stehen, dann kann man doch ruhig mal klar sagen, wie es aussieht.
Gibt es irgendeinen Einwand, warum es richtig ist, tote Tiere in der Mensa zu essen?
Oder umgekehrt formuliert: Es ist doch klar, dass das verwerflich ist.
Wenn es wirklich nach vernünftigen, ethischen Überlegungen ginge, dann könnte man das doch einfach ganz trocken verbieten. Man könnte Sachen festlegen, die eigentlich selbstverständlich klingen sollten, wie beispielsweise: „Tiere dürfen nicht getötet werden.“.
(Jetzt ganz alltäglich betrachtet, abgesehen von komplizierteren Notwehr-, Erlösungssituationen oder Dilemmata.)
Und wenn man in den Bereichen Philosophie und Umweltwissenschaften so eindeutig zu diesem Ergebnis kommt, wieso dann nicht die Konsequenzen ziehen?
Bilder von Bacon auf Facebookpinnwänden sind nun mal keine wirklichen Argumente. Das Verhalten und alle anderen auf die schnelle rechtfertigend getroffenen Aussagen haben lediglich den Zweck, Gewohnheiten zu verteidigen.
Wenn Töten falsch ist, wieso verbieten wir das dann nicht?
Und wer jetzt sagt „Ja, Massentierhaltung ist schlecht, aber glückliche Tiere darf man doch töten.“, der oder die argumentiert nun mal auf einem ähnlichen Niveau, wie die Verwendung des Löwen als moralisches Vorbild.
Es klingt zwar netter und zeigt etwas mehr, dass wir eigentlich alle wissen, dass etwas falsch läuft, aber es hat ebenso einfach nur den Zweck, nichts tun zu müssen. Und argumentativ kann man diese Aussage ja auch nicht ernst nehmen. Man fände zahlreiche Analogien, die zeigen, dass diese Aussage zu sehr fatalen Schlussfolgerungen führen würde. Und im Grund eine blinde Rechtfertigung für Morden und Gewalt ist.
Das einzige, was man dafür finden muss, ist eine Gruppe, der man sich zugehörig fühlen kann und eine andere, die man abwerten kann. Wie die Spezies, Hautfarbe oder sonstiges. Und wenn schon eines der besseren Argumente so schlecht ist, wieso akzeptieren wir das nicht einfach?
So wie wir es akzeptieren, wenn Lehrende unter eine von uns bearbeitete Matheaufgabe „falsch“ schreiben.
Schade, dass Ernährung und eigenes moralisches Verhalten nicht so nüchtern betrachtet werden können, wie Matheaufgaben.
Ich würde sehr gern einmal ernstzunehmende Argumente hören, weshalb jemand nicht vegan leben sollte. Und niemand will es wahr haben, dass selbst jene, die sagen „Mir ist es wichtig, dass es keine Massentierhaltung ist“ auch zu 98% vegan wären, wenn sie meinen würden, was sie sagen und entsprechend handelten.
Überall unterwegs und in Form von Zusatzprodukten ist „Massentierhaltung“ dann doch plötzlich egal. Man kann sich das noch so sehr selbst glauben, aber niemand fragt beim Bäcker, ob das Magermilchpulver in den Croissants von Biokühen stammt. Ganz zu schweige davon, dass niemand erklären kann, was denn jetzt an „Bio“ genau anders ist. Und 10 € pro 100 Gramm Käse wären ja schön, aber leider ist das Kalb trotzdem getötet worden.
All dieser alltägliche Wahnsinn ergibt überhaupt keinen Sinn und ist auf so vielen Ebenen so eindeutig falsch.
Da fragt man sich doch wirklich, warum das trotzdem so ein schwieriges Thema ist.