Oft wird über die Tierhaltung gesprochen. Beim Familienessen oder in Talkshows. Ständig gestehen sich Menschen ein, dass man ja nicht so doof mit den Tieren umgehen sollte. Alle wollen nur „Fleisch von glücklichen Tieren“. Sie kaufen es dann natürlich nur „vom Metzger nebenan“. Aber wenn diese Menschen meist nicht einmal wissen, dass Kühe nur Milch geben, wenn sie schwanger sind, wie sollen sie dann wissen, dass der*die Metzger*in nur seine glücklichen Haustiere tötet und verkauft, statt Teil derselben „Massentierhaltung“ zu sein, die diese Menschen so engagiert vermeiden wollen?

Weder die Information, dass das „glückliche Fleisch“, das sie kaufen, gar nicht so glücklich ist, wird sie dazu bewegen, zu sagen: „Oh, das wusste ich nicht! Das ist ja schrecklich! Weil mir das so wichtig ist, dass nur glückliche Wesen getötet werden, werde ich dort natürlich nicht mehr kaufen!“

Noch wird dieser Anspruch bzw. die Illusion des glücklichen Tieres auf Artikel ausgeweitet, die nicht das jährliche Spanferkel betreffen. Manch jemand unterscheidet sogar zwischen Fleisch und Wurst. Und was ist mit Fischen? Was ist mit dem Fleisch, das nicht mehr aussieht wie Fleisch, weil die pürierten Hühner dann in die Form von kleinen Dinosauriern gepresst werden? Was ist mit dem Gulasch in der Mensa? Was ist mit Restaurantbesuchen? Oder mit der Rinderbrühe, die in Opas Suppe steckt?

Diese „Kleinigkeiten“ will dann doch niemand beachten. Und mit anderen Tierqualprodukten anzufangen ist ein viel zu großes Fass. Denn wieso sollte einem auch wichtig sein, dass die Milch von „glücklichen Kühen“ stammt, oder die Eier von „glücklichen Hühnern“? Das ist ja immerhin in jedem zweiten Produkt verarbeitet, da will doch niemand drauf achten. Wenn in den Keksen Eier sind, dann dürfen die auch gern aus der bösen Massentierhaltung stammen, das interessiert dann niemanden. Und falls es den einen Menschen auf der Welt gibt, der dann doch versucht, wirklich bei seinem Fleischkonsum auf Bio zu achten und sogar das Magermilchpulver in dem Salatdressing berücksichtigt. Dann ist es immer noch nur Bio. Und die Tiere werden immer noch auf engstem Raum eingesperrt, Kühe zwangsgeschwängert, ihre Kinder entrissen, Küken geschreddert und nach kurzem Leben werden sie alle getötet.

Und selbst da hört dann plötzlich die Sorge um das Glück der Tiere auf. Warum ist es so schwierig, den Verzicht auf Tierprodukte als Option wahrzunehmen? Als wären alle gefangen im Zwang, Tierprodukte essen zu müssen und kämpfen darum, den einen Quadratzentimeter mehr Platz im Käfig zu haben und sich damit einzureden, es würden glückliche Tiere sein?

Die ganzen Verrenkungen im Verhältnis zu anderen Individuen, das Ausblenden der Empathie, die Verzerrung der Wahrnehmung des eigenen Tierkonsums und der Tierquälerei, für die alle bezahlen.

Leute, wenn ihr euren eigenen Werten entsprechend leben wollt und ihr nicht völlig empathielos gegenüber anderen Spezies seid, dann erlaubt euch doch den Boykott der Tierindustrie. Ihr könnt Tiere nicht ausbeuten und vernichten und das ethisch mit unseren Vorfahren oder dem Löwen rechtfertigen.

Vegan konsumieren ist eine reale Option. Man muss nicht verrückt sein, um diese zu Wählen, man muss nur zu seinen eigenen Werten stehen.