Bewusst ganz wenig Fleisch essen und wenn, dann wissen, wo es herkommt, oder unbedarft Fleisch aus allen Quellen konsumieren?

Worüber soll man sich mehr freuen?
Was mich angeht, empfinde ich den bewussten Konsum als durchaus frustrierend. Obwohl mir dieses Bekenntnis, ob es nun stimme oder nicht, eher mit Stolz entgegengebracht wird. In einer Abgrenzung zu jenen, die sich keine Gedanken machen.

Warum ich das aber in einem negativen Licht sehe? Wer sich noch keine Gedanken macht, bildet sich auch noch keine aktive Meinung. Die bewusst Fleischessenden haben aber durchaus eine Position bezogen. Es erscheint mir sehr makaber, bewusst zu töten. Das klingt jetzt natürlich nur aus meiner Perspektive so hart, aber ist es nicht dennoch der Fall? Wer “bewusst” Fleisch isst, nimmt den Tod in vollem Bewusstsein hin und stellt seinen Appetit aktiv über das Leben und die Leidfreiheit eines Tieres.

Wer “bewusst” Fleisch isst, distanziert sich von bloßen unhinterfragten Gewohnheiten und trifft aktive Entscheidungen.
Eine Entscheidung gegen die Tiere und gegen die Umwelt. Eine aktive und bewusste Entscheidung für Gewalt. Warum entscheidet man sich bewusst für Gewalt? Diese bewussten und selbstreflektierten Menschen müssten wissen, dass es friedliche Alternativen gibt. Es ist, als würde man sich bewusst dafür entscheiden, bei heißem Wetter den Hund im Auto eingesperrt zu lassen.

Wäre das denn besser, als wenn man es unbedacht gelernt und bisher nicht hinterfragt hätte? Was soll das Positive an dieser Aussage sein? Aus utilitaristischer Perspektive kann man da bestimmt etwas finden, aber was sagt das über die individuelle Persönlichkeit aus?

Auf der anderen Seite kann ich aber auch verstehen, wieso man mir das stets verkündet. Es soll natürlich gegen Kritik immunisieren. Damit wird die Angst vor Veränderung umgangen. Wenn jemand gesteht, sich noch nicht mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben, dann hat die Person zugegeben, sich nicht aktiv für ihren Fleischkonsum entschieden zu haben. Sobald das im Raum steht, ist eine gewisse Offenheit für Veränderung da. Für neue Erkenntnisse.
Die Charaktereigenschaften, die ich definitiv mehr wertschätzen würde, fände sich eher in den Menschen, die sich eingestehen können, keine aktive Entscheidung getroffen zu haben und sich damit der Gefahr der Veränderung stellen. Andererseits steckt in dem Bekenntnis zu bewusstem wenigen Konsum schon die Erkenntnis, dass es sich irgendwie um etwas schlechtes Handelt.

Die Distanzierung von Menschen, die viel und unüberlegt Fleisch konsumieren, ist im Grunde ein Schritt in die positive Richtung.
Aber wird er weitergegangen werden? Reicht eine Erinnerung daran aus, dass auch das bewusst gegessene Stück totes Tier, immer noch ein Stück eines toten Tieres ist? Eines zerstückelten Tieres, das sein Leben lang eingesperrt war.

Vielleicht fehlt hier einfach nur die letzte Motivation, aus dem gelassenen Lippenbekenntnis eine ethische Position zu erzeugen.
Und vielleicht ist das sogar wertvoller, als das Risiko, dass bei den unbedachten Fleischkonsumenten einfach eine echte Gleichgültigkeit dahinter steckt.