Hast du dich schon mal mit Tierausbeutung auseinandergesetzt? Hast du schon mal überlegt, woher die ganzen tierischen Produkte kommen und was dafür notwendig ist?

Veganismus ist seit einiger Zeit Medien-tauglich. Das bedeutet, dass dieses Thema an viele Menschen herangetragen wird, ohne, dass sie sich selbst wirklich damit auseinandergesetzt haben. Hier entsteht die große Gefahr, dass man sich eine spontane Meinung zulegt, die man dann krampfhaft verteidigen muss.

Wenn die Tierrechtsthematik mich gefunden hätte, bevor ich sie fand, wüsste ich nicht, welches Urteil ich als Erstes über sie gefällt hätte. Insbesondere, wenn es als „Trend“ bezeichnet wird, wäre ich wahrscheinlich skeptisch gewesen.

Glücklicherweise habe ich mich aber eigenständig damit auseinandergesetzt und kam zu dem Schluss „Eigentlich ist vegan ja richtig …“, aber ich wollte es (noch) nicht umsetzen. Der Berg erschien zu groß. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten (oder alle?), die sich aus eigener Offenheit heraus mit der Thematik auseinandersetzen, zumindest zu der Erkenntnis kommen „Vegan ist erstrebenswert“.

Die Gegenposition begegnet mir tendenziell eher bei Leuten, die lediglich davon gehört haben und nur ihre Essgewohnheit bzw. ihren Genuss in Bedrohung sehen. Mit einem Mix aus Vorurteilen werden „Veganer*innen“ dann in eine irrelevante Randgruppe geschoben, mit der man sich nicht identifizieren kann. Es scheint, als wolle man sich mit aller Kraft möglichst weit von vegan lebenden Menschen entfernt sehen.

Wer die pauschalisierenden Urteile wie „Ich könnte das nicht.“ oder „Veganer*innen sind …“ überwindet, wird feststellen, dass der einzige Unterschied darin besteht, dass die ethisch vegan lebenden Personen sich mit Tierausbeutung auseinandergesetzt haben und ihre ethische Einstellung in ihr praktisches Handeln integriert haben.

So leid es mir tut: Ja, du könntest das auch und nein, Veganer*innen sind keine Außerirdischen oder Heiligen.

Zu diesen beiden grob geschilderten Meinungsbildern würde ich also folgendes sagen: Jene, die eine leichte oder ausgeprägte kritische Haltung gegenüber dem Veganismus vertreten, sich aber noch nie wirklich damit befasst haben, sollten die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit von Tierprodukten noch einmal neu ausrollen und sie im Eigeninteresse selbstständig beantworten.

Nein, „Ich habe schon mal vegan gegessen“, und „Ein*e Freund*in ist vegan“, sowie „Ich habe mal gesehen, dass Massentierhaltung doof ist“; zählen nicht als wirkliche Auseinandersetzung mit der Thematik. Man sollte zumindest anschließend wissen, was Speziesismus und Karnismus sind und was es mit Ethik auf sich hat.

Die, die bereits zu dem Schluss gekommen sind, dass vegan sinnvoll ist, sollten sich die Frage stellen „Warum nicht jetzt anfangen?“. In der Regel folgen viele Ausreden, die jedoch alle darauf zurückzuführen sind, dass wir Menschen als Gewohnheitstiere alles dafür tun, alte Muster beizubehalten. Stellt euch darüber und sagt euch „Einfach mal machen“.

Meine Ausrede war damals „Ich mach das später mal, wenn ich Geld verdiene.“. Durch einen Kumpel motiviert – vielen Dank dafür! – hatten wir uns dann spontan entschieden, uns vegan zu ernähren. Es war so spontan, dass ich keine Zeit hatte, mir ein “aber” auszudenken.

Am Morgen des Tages wusste ich nicht, dass ich am Abend sozusagen Veganer sein würde.
Rückblickend ärgere ich mich nun, dass ich diesen Sprung ins Wasser nicht einfach eher gemacht habe.
Und wenn ich an meine Ausrede(n) denke, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln.

Also hop! Springt ins kalte Wasser und genießt das befreiende Gefühl!