Wer ist denn auf die absurde Idee gekommen, man könne „Tierwohl“ durch das Kaufen von Fleisch unterstützen?
Da liegt ein Stück eines toten Tieres vor uns, das wir einfach ermordet haben, „weil es schmeckt“. Und dieses eine Stück eines Körperteils, eines der Milliarden Opfer, bekommt irgendeinen grünen Aufkleber.
Gibt es wirklich Menschen, die denken, dass sie Tieren helfen, wenn sie sie nur mit grünem Aufkleber töten lassen?
Wenn man mal wirklich darüber nachdenkt, was leider kaum jemand tut, dann müsste doch auffallen, welch absurde Idee das ist. Es geht nicht um das Tier. Es geht nie um das Tier als Jemand. Es geht immer nur um die Konsumierenden.
Die Marketingabteilung fragt sich: „Wie können wir mehr davon verkaufen?“ und „Wie bewahren wir ein möglichst positives Image?“.
Und sie können leider berechtigterweise sagen: „Die Konsumierenden interessiert es nicht, wie es dem Tier ging, ihnen reicht ein Bild einer Wiese auf der Packung, oder ein Tierwohl- oder Artgerecht-Label, das nicht genauer definiert sein muss.“ Wer hat sich denn jemals überlegt, ab wie vielen Quadratzentimetern lebenslänglichem Gefängnis ein Leben qualitativ hochwertig genug ist, um es mit dem eigenen Selbstbild von „Ich liebe Tiere“ oder „Ich bin gegen Tierquälerei“ zu vereinbaren?
Ich sehe bei dieser Fragestellung schon vor meinem inneren Auge den verzweifelten Versuch, mir glaubhaft machen zu wollen, dass es entsprechenden Leuten wirklich nicht völlig egal sei, wie es dem Tier erging. Ihr belügt damit nicht mich, sondern euch selbst. Es geht einfach nur darum, dass Menschen Fleisch essen wollen, weil es ihnen schmeckt, weil sie damit aufwuchsen und es somit ihr Leben lang praktiziert haben. Die Rechtfertigung dieses Verhaltens dient lediglich dem Selbstschutz. Denn wer möchte schon das Gefühl haben, sein Leben lang für Tierquälerei und Umweltzerstörung in solchem Maße mitverantwortlich gewesen zu sein?
Nein, ein veganer Lebensstil löst nicht alle Probleme und macht nicht heilig. Es ist aber das Mindeste, was wir tun können und müssen, um unserem eigenen Selbstbild bezüglich unseres Verhältnisses zu Tieren als Individuen, gerecht zu werden.
Hinzu kommt dann natürlich die Schwierigkeit für uns Homo Sapiens, Gewohnheiten zu ändern. Wir brauchen unsere Muster in denen wir Leben und in denen wir denken. Und mögen wir uns noch so frei und individuell fühlen, der Gedanke an den Verzicht auf Fleisch und die entsprechenden Reaktionen sind der perfekte Beweis für unsere Konservativität und den Mangel an Flexibilität.
Wir alle wissen doch eigentlich, dass wir auf diese toten Tiere nicht angewiesen sind. Wir könnten es einfach lassen. Von heute auf morgen. Das Einzige, das wir tun müssen, ist einmal „Vitamin B12“ zu googeln und uns das Supplement unserer Wahl zu besorgen. Und nach einer Umgewöhnungszeit würden wir kaum noch etwas von der Ernährungsumstellung merken.
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass das anstrengendste daran wohl die undurchdachten Kommentare und vermeintlich lustigen Sprüche des Umfeldes sind. (Wer also diesen Text liest und zu so einem „Umfeld“ dazu gehört, also mit vegan lebenden Menschen zu tun hat und selbst Fleisch isst, darf dies sehr gern zum Anlass nehmen, sich etwas unterstützender zu verhalten. Oder im Idealfall gern den Trotz und die Selbstmanipulation ablegen und es den vegan lebenden Menschen gleich zu tun.)
Solange wir Menschen für das Töten von Tieren bezahlen, darf es uns kein Recht sein, von „Tierwohl“ und „Artgerecht“ zu sprechen.
Und ich hoffe, es wird eine Zeit geben, in der diese Aussage als trivial erkannt wird.