Es ist unglaublich frustrierend, dass wir seit über 40 Jahren wissen, dass wir den Planeten zerstören.

Und jetzt, wo es im Grunde praktisch zu spät ist, kommt das Thema zumindest noch einmal auf, nur um von der konservativen Politik abgeschmettert zu werden.

Herzlichen Glückwunsch!

Unserer Trägheit ist zu verdanken, dass radikale Änderungen kaum möglich sind, egal, wie notwendig sie wären. Dass jetzt Schüler*innen freitags für das Klima bzw. für die Zukunft demonstrieren, ist super cool und übersteigt tatsächlich das, was ich uns als Gesellschaft in Sachen “Radikalität” zugetraut hätte.

Eigentlich also ein Grund zum Freuen und ein Zeichen der Hoffnung! Danke, Fridays For Future! 🙂

Aber solange den möchte-gern-reifen-Erwachsenen ihr Ego zu sehr im Weg steht, um sich einzugestehen, dass sie auf die Schüler*innen hören müssten, wird sich nichts ändern. Und trotz des hoffnungsvollen Einbruchs der konservativen CDU reicht es nicht aus. Da gibt es noch die Mehrheit der konservativen Menschen, die nicht verstanden haben, dass Wirtschaft der planetaren Existenzgrundlage prinzipiell unterzuordnen ist.

Mal davon abgesehen, dass auch in nicht akuten Situationen eine auf Wachstum basierende Wirtschaft langfristig überhaupt keinen Sinn ergibt. Wer ist auf diese Schnapsidee gekommen? Und wer kann dieses Grundprinzip auf unserem endlichen Planeten mit Sklaverei und Burnout noch gutheißen? Worauf sollen wir also hoffen? Dass in einigen Jahren eine andere politische Orientierung an die Macht kommt, die bereit ist, die Idee der Wirtschaft gegen das Weltklima hinten anzustellen? Und was, wenn die Parteien, denen die Umwelt nicht völlig egal ist, auch nicht konsequent genug sind, weil sie natürlich immer noch versuchen werden, wirtschaftliche Interessen zu berücksichtigen oder sich bei den Menschen nicht allzu unbeliebt zu machen?

Die Interessen des Planeten und der darauf lebenden Wesen gegen wirtschaftliche Interessen zu verteidigen, ist die eine Herausforderung. Sie müssen jedoch auch gegen private Interessen verteidigt werden. Wie wollen wir die Welt retten, wenn wir selbst nicht bereit sind, uns entsprechend radikal zu ändern? Wir können uns gern beschweren über die Politik, aber dürfen nicht erwarten, dass diese wie durch Magie alles regelt, ohne dass sich irgendetwas für uns im Alltag ändert. Und unser Alltag muss sich gewaltig ändern, denn unsere ökologischen Fußabdrücke zeigen, dass wir so nicht nachhaltig leben können. Zu erwarten, nicht verzichten zu müssen, oder gar den Luxus immer weiter steigern zu können und gleichzeitig nachhaltig zu sein, ist paradox.

Wir wissen doch, dass pflanzliche Ernährung im Vergleich zur durchschnittlichen Mischkost um einiges effizienter ist und die ganze Tierindustrie, abgesehen von unfassbarem Leid, einen großen Teil zur Methan und CO2 Emission beiträgt. Aber es macht halt keinen Spaß, sich etwas abzugewöhnen. Wir wollen lieber “ein bisschen Fleisch essen”, “ein bisschen Fliegen”. Und “ein bisschen Rassismus” und “ein bisschen Sexismus” sind doch auch voll okay. Aber wem will man das vorwerfen, wenn wir mit dem Glaubenssatz aufwachsen, dass “radikal” oder “extrem” immer schlecht sei, statt einfach nur notwendig konsequent?

Und selbst das wäre nicht einmal ausreichend. Eigentlich wäre es gerechtfertigt, alles stehen und liegen zulassen, um für den Planeten zu kämpfen.

Es klingt im Nachhinein halt blöd, wenn man auf: “Warum habt ihr nicht mehr getan?”, mit: “Ich war dafür aber jeden Tag pünktlich im Büro!”, antworten muss und den hungernden, kranken Enkelkindern ins Gesicht blickt.

Eigentlich braucht es auch keine Klimakatastrophe um eine Rechtfertigung zu finden, den Alltag zu unterbrechen und für eine bessere Welt zu kämpfen, statt in der Fabrik die richtigen Knöpfe zu drücken. Wir haben Krieg, Hunger, Sklaverei, Folter, Tierindustrie, Misshandlungen, Ausbeutung und das alles in unfassbaren Dimensionen. Wie können wir da einfach weiter in der Bahn sitzen und uns auf den Feierabend freuen, als sei nichts?

Es ist frustrierend, dass wir diese Dinge so gut ausblenden können, dass wir nie die Ernsthaftigkeit der Umstände erfassen können, um angemessen zu handeln. Nicht einmal mit den Vorbildern der Fridays For Future Menschen lässt sich für die “reifen Erwachsenen” der soziale Druck aufheben, um auch nur einen Tag den Planeten zu retten, statt dem (vermutlich noch destruktiven) Job nachzugehen.

Ich halte gern an Hoffnung fest, aber ich merke, wie sie mir aus den Händen gleitet.

Und ich möchte trotzdem zumindest sagen können, ich hätte es versucht, statt zu resignieren. Und dafür muss ich Dinge an meinem Leben ändern und ich muss mich mehr für eine bessere Welt einsetzen!

Wählt radikal zu Gunsten von Umwelt, Tier und Mensch und ändert euren Alltag radikal zu Gunsten von Umwelt, Tier und Mensch.
Denn am Ende ist auch “nur ein bisschen scheiße” immer noch scheiße.