Rekordhitzetage liegen hinter uns.

Es gibt beinahe täglich neue Berichte über Zukunftsszenarien zwischen Apokalypse und Dystopie.
Ich hatte mich extra in dieser Generation gebären und in diesem Gebiet aufwachsen lassen, um dem Schlimmsten zu entgehen. Ein kleines Orts- und Zeitfenster ohne Krieg oder Hunger, mit Bildung und VR-Brillen. Mein Leben würde ich bisher auch durchaus als sehr privilegiert beschreiben. Ich habe ein unglaublich unterstützendes Elternhaus und tolle Freund*innen. Mein Plan war im Laufe meines Lebens kein echtes Leid zu erfahren.

Jetzt frage ich mich, ob mein Plan noch aufgehen wird.
Wer hätte denn damit rechnen können, dass wir Menschen durch politische Konstrukte, Trägheit und Bequemlichkeit, Wirtschaft oder privater Gleichgültigkeit den Planeten komplett in die Tonne treten? Klar, wir wissen das seit 40 Jahren, aber da klang das alles so weit entfernt. Letzte Woche war der heißeste Tag der Wetteraufzeichnung in Deutschland bis dato (25.07.2019). Langsam wird mir klar, dass ich sehr wohl von den Konsequenzen betroffen sein werde.

Ich denke normalerweise nicht an die Zukunft und lebe eher im “Hier und Jetzt”, bzw. denke ich maximal bis übermorgen. Aber plötzlich hatte ich die Frage im Kopf “Wie sieht das ganze in 10 Jahren aus?”. Was werden wir für eine Welt haben, welche Politik, welche Mentalität zum Konsum? Steigt die Zahl der Menschen, die wir für unseren Luxus versklaven weiter? Steigt die Geschwindigkeit, mit der wir den Regenwald vernichten weiter? Steigt die Zahl der Tiere, die wir für uns quälen weiter? Wir leben bereits in einer ekligen Welt, aber noch habe ich das Gefühl, einfach so in ihr gelandet zu sein.

Wenn es aber in 10 Jahren schlimmer ist, dann ist das unser Werk. Und auch wenn ich mich gern in meine egoistische Bequemlichkeit flüchte mit der unterbewussten Überzeugung, dass mein Leben genießbar bleibt, so muss ich mich der Erkenntnis stellen, dass auch ich vermutlich Leid erfahren werde und nicht nur die Milliarden Menschen in weniger günstig gelegenen Gebieten.

Wir schaffen es, so viel Energie in den Kampf um unsere Alltagsziele zu stecken. Wir wollen die Bildung meistern, die uns unseren Traumjob ermöglicht, wir machen Überstunden für eine eventuelle Beförderung. Wir trainieren für Sportwettkämpfe oder die eigene Gesundheit. Aber wir schaffen es nicht annähernd so viel Engagement in die Erhaltung des Planeten zu stecken. Was bringt dir dein Traumjob, wenn du nichts mehr zu essen hast?

Wie können wir als “Im Hier und Jetzt” lebende Individuen im Tiefsten verinnerlichen, um welchen Preis es hier geht? Da sitzen Menschen hunderte Stunden in der Bibliothek und lernen für ihren Bachelorabschluss, während die Welt untergeht. Und wie viel Zeit und Engagement stecken wir in die Rettung der Welt? In das Reduzieren des Leides von Milliarden menschlichen und nicht-menschlichen Individuen? Darein, dass wir selbst eine Zukunft ohne große Katastrophen erleben? Gar keine?

Die Mitte der Gesellschaft muss handeln, als ginge es um Leben und Tod, denn es geht um Leben und Tod. Wir sind alle betroffen, also müssen wir alle handeln. Egal wer ihr seid, ob ihr schon demonstriert habt oder nicht: schnappt euch eine progressive, emanzipatorische(!) Orga in eurer Umgebung und tragt einen Teil dazu bei.

Extinction Rebellion, Amnesty International Deutschland, Fridays for Future Deutschland, ARIWA – Animal Rights Watch e.V., Sea-Watch, oder schnappt euch Freund*innen, mit denen ihr einfach kreiden oder flyern geht, oder am besten direkt in die Politik. Jeder Beitrag ist wichtig! Ob ihr Termine erstellt, Flyer gestaltet oder in zivilem ungehorsame Sitzblockaden veranstaltet oder Tiere aus Schlachthäusern rettet. Von allem muss etwas dabei sein.

Findet etwas, das euch Spaß macht! Erkundigt euch am besten jetzt direkt, was es in eurer Umgebung gibt und wann der nächste Termin ist und schaut dort einfach vorbei.

Vielen Dank! Happy Earth Overshoot Day!