Angenommen, es gibt eine vegane Zukunft, dann werden die Kinder der Zeit fragen, wieso man damals weggeschaut und das Massaker mit unterstützt hat.

Wären es schon meine Enkel, dann müsste ich ihnen erklären, dass es damals normal war, Millionen empfindungsfähige Lebewesen täglich zu vernichten und ihnen schreckliche Dinge anzutun.

Sie hätten es nicht gewusst, könnten sie sagen. Schlachthöfe haben ja keine Glaswände. Aber das würde nicht stimmen. Natürlich haben sie es gewusst.
Sie hätten auch Fragen können, sie hätten denken können.

Aber Menschen verdrängen gern. Und sie können gut verdrängen.

Meinen Enkeln müsste ich verständlich machen, dass Menschen bequem sind. So bequem und unfähig, ihr Verhalten zu reflektieren und so faul, Gewohnheiten zu ändern, dass sie tatsächlich in der Lage waren, neugierigen, intelligenten Kühen ihre Babys zu nehmen und sie zu töten, Hühner so fett zu züchten, dass sie nicht mal mehr laufen können.

Das müsste ich den Kindern erklären, die es wahrscheinlich schon blöd fänden, wenn ein Stofftier eine Zeit in einem Karton verbringen muss.

Menschen hatten dieses Mitgefühl verloren; sie hatten es sich abgewöhnt.
Ich müsste erklären, dass die Welt nicht so schwarz/weiß ist, wie in ihren Filmen.

Nein, die Menschen waren nicht “böse”, sie waren sympathisch, nett, zuvorkommend, zuverlässig, pflichtbewusst. Sie waren aber auch nur Menschen. Menschen, die in der Lage sind, ihre Ethik und ihr Mitgefühl für bestimmte Individuen abzuschalten.

Das war evolutiv sicher sinnvoll, aber führt leider rückblickend zu Grausamkeiten.

Muss ich jene Menschen dann verteidigen?
Wenn es eine Zeit geben wird, in der nichtmenschliche Tiere nicht gequält werden, dann wird das, was wir ihnen jetzt antun, ein sehr schlechtes Licht auf uns werfen, die wir mit dafür verantwortlich sind.

Meine Enkel werden leider verstehen müssen, dass es sich wahrscheinlich um die gleichen Menschen gehandelt hat, die sich nun auch in ihrem Umfeld befinden.
Nach dem groben Abschaffen der Sklaverei, nach dem Ende der Judenvergasung und dann auch nach dem Ende der Tierausbeutung, wird sicher noch einiges Folgen.

Und wahrscheinlich auch einiges, wobei sich viele mit einem Vergleich zur Tierausbeutung “damals” gehörig auf den Schlips getreten fühlen werden, da sie nicht als so “grausam”, wie zu unseren Zeiten dargestellt werden wollen.

Unsere Generation war nicht überdurchschnittlich brutal. Aber wenn wir unsere Denkweise nicht mal grundlegend ändern und unser Verhalten hinterfragen und auch den Erkenntnissen anpassen, dann können wir niemandem irgendetwas vorwerfen.

Fehler sind unvermeidbar und sogar wichtig, und perfekt ist niemand. Aber wo soll das hinführen, wenn wir uns auf der Erkenntnis ausruhen?

Wenn wir zwar jene Menschen in der Vergangenheit verurteilen, die irgendwelche zu ihrer Zeit “normalen” Grausamkeiten begangen haben, aber selbst nicht bereit sind, über unsere eigenen Handlungen nachzudenken und sich so zu verhalten, wie wir es wirklich für richtig halten.

Das ist doch einfach nicht fair.
Wie erklären wir das unseren Enkelkindern?