Würdest du dich als Veganer*in angreifbar fühlen?

Es scheint die Sorge zu geben, bei einem veganen Lebensstil angegriffen zu werden. Man kann Angst haben, diesen Schritt zu gehen, weil man denkt, man stünde eventuell nicht so stark dahinter, dass man jede Kritik abprallen lassen könnte.

Man fühlt sich mit dem „normalen“ Verhalten wohler, obwohl es viel schwieriger zu rechtfertigen ist, als die vegane Variante. Während man als Veganer*in hunderte wenig überlegte Einwände hört, die man geschickt zu kontern weiß, gibt es dennoch ein oder zwei Einwände, die es etwas in sich haben.

Manchmal ist es schwierig, die Erwiderung auf solche „Argumente“ verständlich rüber zu bringen, manchmal zielen diese „Argumente“ aber auch auf das Fundament der Ethik ab.

Man muss nicht jede Antwort auf jede Frage wissen. Insbesondere dann nicht, wenn sie beispielsweise auf ethische Dilemmata abzielt, oder Ethik an sich in Frage stellt.

Über solche Dinge zerbrechen sich sogar die besten Philosoph*innen jahrelang den Kopf.

Lasst euch mit so etwas nicht in die Enge drängen. Oft wäre die theoretische Konsequenz solcher „Angriffe“ die Vernichtung jeglicher ethischen Haltungen. Falls euch das begegnet, führt die Diskussion einfach nicht auf dem Boden des Veganismus, sondern entweder abstrakt, oder mit gängigeren ethischen Haltungen.

Die recht simple Position, dass Tiere leiden können und deswegen nicht gequält werden sollten, dürfte auch für Neu-Veganer*innen relativ gut zu vertreten sein. Und viel mehr braucht es erst einmal nicht.

Die weniger eindeutigen Fragen, ob natürlich gestorbene Tiere (oder Menschen) gegessen werden sollten und ob Containertes Fleisch verschenkt werden sollte, kann man mit der Zeit in Ruhe bedenken und ausdiskutieren. (Spoiler: tut es nicht 😉 )

Und auch die ethisch „gemeinen“ Fragen, ob man lieber eine Maus töten würde, als das Handy zu verlieren, sollten euch auch nicht das Wasser auf die Stirn treiben.
Denn solch fiese Fragen gibt es in beide Richtungen. Beispielsweise, ob man ein Kind in vor dem Verhungern rettet, oder ob man sich stattdessen ein Handy kauft, und das Kind sterben lässt.

Oder ob man Autofahren sollte, obwohl man doch dabei Tiere oder Menschen töten könnte. Auch ein Serienmörder könnte dann sein Grauen rechtfertigen, indem er erwähnt, dass man ja auch Auto fährt, obwohl dabei Menschen sterben könnten.

Aber die Existenz dieser Provokationen bedeutet nicht, dass jegliche Überlegungen zur Vertretbarkeit einer Handlung bedeutungslos oder falsch sind. Weder beim Veganismus, noch bei anderen Dingen.

Das Wichtigste ist, zu wissen, dass die vegane Position sehr viel stabiler, konsequenter und vernünftiger ist, als tierausbeutende Positionen.

Die einfache Frage „Findest du Tierquälerei in Ordnung?“ kann das Kartenhaus der Tierproduktkonsument*innen schon zusammenstürzen lassen.
Denn die Tierausbeutung findet ihre einzige vermeintliche Positionsstärke lediglich in der “Normalität”.

Also habt keine Angst davor, euch nicht verteidigen zu können. Es gibt nicht einen einzigen wirklichen Einwand gegen Veganismus, aber hunderte gegen Fleischkonsum.