[TW: fiktive suizidale Atmosphäre]

Nun ist es wohl so weit. Wenn ihr den Text lest, bin ich von euch geschieden. Ich bin jetzt hoffentlich an einem besseren Ort. Ihr müsst nicht traurig sein, ich habe auf diesen Moment gewartet. Meines Lebens wurde ich müde, und den Tod empfinde ich nun als Bereicherung. Meine Tränen sind aufgebraucht und ich schaue mit Zuversicht dem Licht entgegen. Möge es mir Erlösung schenken und mein Leiden beenden.

Ich habe stets versucht, das Richtige zu tun. Das, was man von mir erwartet hat. Ich habe nie an mich gedacht, mich nie allzu sehr beklagt über das mir auferlegte Leben. Es muss eine Prüfung gewesen sein und ich weiß nicht ob und wie gut ich sie bestanden habe.

Mein Ziel war stets die Befreiung. Die Befreiung meines Geistes. Man könnte es auch “Seelenfrieden” nennen. Ich möchte kein Leben in Sinnlosigkeit verbracht haben. Ich hatte die Ehre, für etwas Größeres zu dienen. Ich durfte Teil eines Ganzen sein. Teil von etwas so unbegreiflich großem.

Sie haben mich drauf vorbereitet. Nicht jeder schafft es, diesem Ziel gerecht zu werden. Einige sind leider nicht stark genug und geben frühzeitig auf. Teilweise wegen der physischen Schmerzen; aber hauptsächlich wegen der psychischen Belastung. Und ich kann das wirklich nachvollziehen.

Auch ich wollte oft aufgeben, ich konnte nicht mehr, ich wollte nichts mehr spüren, ich wollte die Hoffnungslosigkeit nicht mehr sehen. Es war eng und dunkel in mir und um mich herum.

Aber der Gedanke an den Sinn, nach dem wir alle strebten, gab mir die Kraft durchzuhalten.
Und nun ist es wohl endlich so weit. Meine Zeit ist gekommen. Und ich bin glücklich.
Ich bin unendlich glücklich, dass ich die Reise bewältigt habe.

Ich habe keine Nachkommen von denen ich wüsste, ich weiß auch nicht, wer meine Mutter war, wer mein Vater war, oder wer sonst zu meiner Familie gehört. Ich bin mit meinem Umfeld zusammengewachsen. Wir waren wie eine riesige Familie und wir haben alle gekämpft.

Es gibt noch eine einzige letzte Angst in mir. Die Angst, dass meine Existenz und mein Kampf letztendlich doch umsonst waren. Schlimmer noch als jeder Schmerz der Welt ist die Vorstellung, dass ich umsonst gestorben bin.

Ich möchte nicht in einem Mülleimer landen, oder in der Verpackung verschimmeln.
Ich möchte jenen Menschen danken, die das erkennen und ihren Teil dazu beitragen, den Sinn unserer Leben zu erfüllen, und unser Fleisch essen, damit mein Tod sinnvoll war.

Bitte esst mich, damit ich nicht umsonst gestorben bin.