Das ist leicht gesagt. Man schützt sich damit davor, einmal ernsthaft nachzudenken und das konsequente Handeln wirklich in Erwägung zu ziehen. Interessant ist, dass man gar nicht merkt, dass es den Gedanken direkt blockiert. Jetzt, wo ich weiß, dass diese Aussage nur eine leere Verteidigung gegen konsequenzenreiche Gedanken ist, kann ich nur müde lächeln, wenn ich das höre. Am liebsten würde ich sagen „Probiere es doch einmal ernsthaft aus und lass es zu, dann wirst du feststellen, dass es gar nicht so schwierig ist.“, aber man würde es mir nicht glauben.
Ich würde meinem früheren Ich gerne etwas mitteilen:
Ich weiß, wie du gedacht hast. Ich weiß, dass deine Ernährung aus Käse und Schokolade bestand. Ich weiß, dass du dir niemals hättest er(alb)träumen können, deine Pizza ohne dreifachen Extrakäse genießen zu müssen.
Aber ist es das wert? Dass man dafür andere Lebewesen so ausbeutet und quält?
Nein, du hieltest den Umgang mit Tieren natürlich grob für falsch. Aber jede*r deine*r Freund*innen, und sogar jene, die dich flüchtig kannten, wussten, dass deine Speisekarte leer wäre, wenn man Käse und Vollmilchschokolade davon streichen würde.
Aber hättest du nur einmal diesen Gedanken zugelassen, es ernsthaft zu versuchen. Hättest du dir nur einmal wirklich vor Augen geführt, welchen Preis diese Lebensmittel haben.
Du warst jemand, der es nicht für gut hielt, wenn Menschen Dinge tun, die sie für falsch hielten. Aber du warst selbst so. Okay, du hast auf Fleisch verzichtet, weil du nicht wolltest, dass Tiere dafür sterben.
Aber eine unendliche Folter für Milch und Ei war okay? Zumal auch dort letztendlich die Hinrichtung erfolgt.
Ich möchte dir mitteilen, dass es verdammt einfach gewesen wäre, wenn du es nur ein Mal wirklich versucht hättest. Manchmal bin ich sogar enttäuscht, dass es so wenig „selbst aufopfernd“ ist, auf Tierprodukte zu verzichten. Manchmal habe ich sogar Angst, ich würde vergessen, dass ich Tierprodukte meiden will, weil es so viel einfacher ist, als du damals dachtest. (Zumindest ist es das nach einer kurzen Eingewöhnungszeit.)
Ich möchte mich aber auch bei dir bedanken. Ich möchte mich dafür bedanken, dass du wegen der Kindersklaverei an der Elfenbeinküste anfingst, auf Kakao zu verzichten, der nicht zertifiziert ist.
Ich finde es super, dass du irgendwann den Schritt geschafft hast, einfach von heute auf morgen auf Tierprodukte zu verzichten.
Ohne dich wäre ich jetzt nicht der, der ich nun bin.
Es fühlt sich besser an.