Es ist ja schön, dass alle das Thema Rassismus aufgreifen.

Aber ehrlich gesagt finde ich es belastender denn je, die deshalb sichtbaren Durchschnittsansichten zum Thema Rassismus wahrzunehmen.

Wenn die Mehrheit der Menschen sensibler gegenüber dieser Themen wäre und sie besser verstehen würde, ist so ein medialer Hype sicher schön.
Leider wirkt es zumindest so, als seien den Menschen außerhalb meiner eigenen Echokammer die Themen Alltagsrassismus, impliziter Rassismus und Privilegien nicht so geläufig.

Zuvor war mir das Problem der unsichtbaren Privilegien gar nicht so bewusst. Erst wenn ich jetzt ständig lese, dass man bei Polizeikontrollen doch einfach den Ausweis zeigen solle und alles sei gut.
Dass der Club nicht wegen der Hautfarbe entscheidet, sondern “weil man nicht zum Klientel passt”.
Oder, dass die Kriminalitätsrate mit bestimmten äußerlichen Kategorien korreliert und deshalb der individuelle Generalverdacht doch völlig legitim sei.

Jetzt verstehe ich, was es heißt, das nicht zu verstehen.

Zuvor konnte ich diesen Teil der Gesellschaft immer für mich persönlich ausblenden, wie ich jetzt feststelle.
Ich muss gestehen, seit ich das Thema überall sehe, geht es mir nicht gerade besser.
Und ich denke, das geht vielen Menschen so, die eventuell doch erschrocken über die Mainstreamstammtischmeinungen zu dieser Thematik sind.

Hoffentlich lohnt sich das Sichtbarmachen und Menschen werden im Schnitt tatsächlich sensibler.

Ich habe Sorge, dass sich die Rassismus-Skeptiker*innen durchsetzen und einfach eine Plattform bekommen, auf der sie verbreiten, dass sie keine Nazis seien, man sich aber wegen Alltagsrassismus nicht so anstellen solle.